Ein Gott für hoffnungslose Fälle

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Ich bin über etwas gestolpert, das muss ich Euch erzählen!

Aber am besten fange ich von vorne an. Also: Gestern, kurz vor dem Einschlafen habe ich über den Unterschied zwischen Gehorsam und Hörigkeit nachgedacht. Gott fordert Gehorsam und ich selbst war, bedingt durch Manipulation jemanden hörig. Habe ein wenig gebraucht, das zu erkennen und bin Gott sei Dank! da wieder rausgekommen! Jedenfalls bin ich gedanklich nicht weitergekommen, also habe ich gewikit. (Wikipedia nachgeschlagen.) Beim Stichwort ‚Gehorsam‘ war schnell von Erziehung die Rede. Also habe ich heute ein wenig über Erziehung recherchiert. Da fiel mir auf, dass das keinen Sinn macht, wenn es um das Thema ‚Gehorsam in der Bibel‘ geht. Das Verständnis von Erziehung im Deutschland des 21. Jahrhunderts hilft hier nicht weiter. Also habe ich versucht, etwas über Erziehung im Alten Israel rauszufinden. Das Bibellexikon gibt nicht viel her und richtig fündig wurde ich digital auch nicht. Also schlug ich im „Lexikon der Ägyptologie“ das Stichwort „Erziehung“ nach. Da fand ich dann eine Abhandlung darüber, dass es in Ägypten darum ging, einen Menschen für die Gesellschaft passend zu erziehen, als treuer Untertan gegenüber den jeweiligen Göttern und dem Pharao. Dabei wurde davon ausgegangen, dass ein bestimmter Charakter schon vorhanden sein muss, ansonsten könne man den Menschen nicht erziehen. Ein unerziehbarer Mensch wäre ein „krummes Holz“. Einem Erzieher wurde geraten, sich mit einem solchen Menschen nicht weiter abzumühen. „Mache nicht den Krummen gerade: Du kannst tun, was du willst, jedermann wird doch nach seinem Charakter gezogen, wie nur irgendein Glied von ihm.“ (Hellmut Brunner, „Erziehung“ in „Lexikon der Ägyptologie“, Wiesbaden 1977)

Da war doch was? Richtig: „Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden,…“ (Lukas 3,5) – Kann es nicht sein, dass der Begriff „krummes Holz“ bzw. „Krummer“ nicht nur in Ägypten bekannt war, sondern auch in den Nachbarländern? So weit hergeholt ist das sicher nicht. Selbst in der Neuzeit ist das bekannt. So sagte Kant „Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.“ (https://www.aphorismen.de/zitat/5453, eingesehen am 05. 02. 2022)

In einigen Bibeln wird nach „krumm“ in eckigen Klammern „Weg“ ergänzt. Was, wenn das bereits Interpretation ist? Laut dem Anhang meiner Bibel (Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, Witten, 2021) bedeutet σκολιὀς (skolios): „krumm, verdreht, verkehrt, falsch“. In dieser Ausgabe wird übrigens kein „Weg“ ergänzt!

Was, wenn mit dieser Stelle eben nicht ein Weg angesprochen wird, der krumm vor mir liegt, sondern Menschen, die von anderen Menschen als „hoffnungsloser Fall“ abgeschrieben wurden? Wie oft werden Menschen aufgegeben. Systemsprenger oder Obdachlose oder Menschen, die sich irgendwie verrannt haben.

Und Gott stellt sich dazu. Für Ihn gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Er kriegt es hin, das Krumme gerade zu biegen. Er, der die Liebe in Person bemüht sich um jeden Menschen. Wirklich um jeden! Wir müssen Ihn bloß lassen!

Wow, einfach nur wow! Ach so, natürlich auch

Amen.   

2 Antworten zu „Ein Gott für hoffnungslose Fälle”.

  1. Nein, in Lk.3 steht nicht „Weg“ hinter „krumm“. Das ist ein redaktioneller Zusatz der Herausgeber – und ich reagiere reichlich allergisch auf solche Bevormundung.
    Im hebräischen Text des zitierten Jesaja-Wortes steht übrigens ein Wort, das als „holprig, bucklig“ übersetzt werden kann. Da liegt die Weg-Thematik wieder nah.
    Und ich denke an mein „Krummes Elsaß“, das so heißt wegen der vielen Hügel und Tale, und auf französisch Alsace Bossue, wörtlich „buckliges Elsaß“.

    1. Ja, diese Ergänzungen sehe ich auch als Bevormundung. Ich denke, dass dadurch von vornherein viele mögliche Interpretationen uns weggenommen werden.

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