
(Unbezahlte Werbung wegen Titelnennung.)
Nach laaanger Pause habe ich wieder mein Buch über postdarwinistische Evolutionstheorien in die Hand genommen.
Als Christ glaube ich ja, dass Gott diese Welt und mich geschaffen hat, aber wie das im Detail passiert ist, lässt die Bibel offen.
Im besagten Buch (Axel Lange „Evolutionstheorie im Wandel – Ist Darwin überholt?“) steht etwas Spannendes. (Es ist Vieles davon spannend, aber ich kann ja schlecht das komplette Buch abtippen!):
„So wurde von Ernährungsstudien in Schweden berichtet, bei denen man herausfand: Wenn Großväter während ihrer langsamen Wachstumsperiode vor der Pubertät hungern mussten, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass die Enkel an Diabetes erkrankten, viermal niedriger als der Durchschnitt. Und umgekehrt: Enkel, deren Großväter in eben jenem Lebensabschnitt gut versorgt waren, starben signifikant häufiger an Schlaganfällen und anderen Gefäßleiden.“ (S. 94)
Ich habe zwar noch nicht rausgefunden, ob meine Großväter eine gute oder schlechte Präpubertät erlebt haben, mir ist aber ein Sprichwort eingefallen “Die Väter haben saure Trauben gegessen, den Kindern sind davon die Zähne stumpf geworden!“ Es klingt zunächst nach Strafe und wird oft auch so interpretiert. Neutral formuliert geht es hier um die Folgen des Handelns von den Eltern, deren Folgen die Kinder zu spüren bekommen. Psychologen ist dieser Zusammenhang längst klar: sie sprechen nicht nur von Kriegskindern, sondern auch von Kriegsenkeln. Die Traumata der Großeltern wurden oft nicht richtig verarbeitet und die Enkel schleppen sie immer noch mit sich rum. Immer wieder ist die Rede vom vererbten Verhalten: der Großvater hat den Vater beschimpft und ihm gesagt, dass er nichts wert ist und dieser reicht diese Sätze an den Sohn weiter. Es braucht einen starken Charakter, der bereit ist, diese Kette zu durchbrechen. Auch dass Alkoholismus vererbbar ist, ist bekannt. Hier bei dem Zitat von Axel Lange ist zum ersten Mal von einer Umkehr der Polarität die Rede: ging es dem Großvater schlecht, geht es dem Enkel gut und umgekehrt. Was kann der Enkel dafür? Auch ein Bibelvers aus dem Alten Testament scheint ungerecht zu sein: „Der Herr ist langsam zum Zorn und groß an Gnade, der Schuld und Treuebruch vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten Generation.“ (4. Mose 14, 18)
Können wir unseren Familien entkommen? Das ist die Frage, die sich viele auch unabhängig vom Glauben stellen. In Familien in denen z. B. regelmäßig Schwiegermutter und Schwägerin bestimmen, was der Schwiegersohn bzw. Schwager zu tun hat. Das ist auch der Punkt, bei dem Seelsorger, vornehmlich aus Freikirchen, anfangen nach „Generationsflüchen“ zu suchen. Aber auch Psychologen reden nicht nur von Kriegskindern, sondern auch von Kriegsenkel. Womit wir wieder beim Thema Epigenese wären.
Ich denke, dass die Fragen, die sich hier ergeben, nicht einfach zu beantworten sind. Die Verletzungen durch Traumata sind vererbbar, aber die Art und Weise, wie jemand damit umgeht, nicht. Ein Trauma kann auch heilen, man kann darüber reflektieren und es therapieren lassen. Niemand ist verpflichtet, ein Trauma zu vererben. Es ist schließlich keine goldene Taschenuhr!
Selbst in der Bibel steht, dass der Trauben-Zähne-Satz nicht mehr gilt: „Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort: »Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden«?
3 So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel. 4 Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben. 5 Wenn nun einer gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt, 6 der von den Höhenopfern nicht isst und seine Augen nicht aufhebt zu den Götzen des Hauses Israel, der seines Nächsten Frau nicht befleckt und nicht liegt bei einer Frau in ihrer Unreinheit, 7 der niemand bedrückt, der dem Schuldner sein Pfand zurückgibt und niemand etwas mit Gewalt nimmt, der mit dem Hungrigen sein Brot teilt und den Nackten kleidet, 8 der nicht auf Zinsen gibt und keinen Aufschlag nimmt, der seine Hand von Unrecht zurückhält und rechtes Urteil fällt unter den Leuten, 9 der nach meinen Gesetzen lebt und meine Gebote hält, dass er treu danach tut: Das ist ein Gerechter, der soll das Leben behalten, spricht Gott der Herr.“ (Hesekiel 18, 2 bis 8)
So ist vor Gott jeder für sich selbst verantwortlich. Nicht nur, weil es hier so steht, sondern, weil Christus für jeden am Kreuz gestorben ist. Jeder muss seine eigene Entscheidung für oder gegen ihn treffen. „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ sagt Jesus in Matthäus 12, 30. Da hilft kein „Mein Vater, mein Großvater und mein Urgroßvater waren Älteste dieser Gemeinde!“. Es heißt aber auch, dass du selbst von Gott angenommen wirst, selbst wenn deine Verwandten seit mehreren Generationen über den christlichen Glauben lästern. Es ist deine persönliche Beziehung zu Gott!
In diesem Sinne kannst du deiner Familie entkommen!
Amen.