Irgendwie scheint gerade eine Katastrophe die nächste zu jagen. Wir sind noch inmitten einer Pandemie, da gibt es in Deutschland plötzlich ein Hochwasser in einem Ausmaß, mit dem keiner gerechnet hat und dann explodiert ein Tanklaster in Leverkusen. Was passiert als Nächstes?
Weiß keiner. Ausnahmsweise gibt es diesmal keine Experten, die genau wissen, welche Katastrophe wo passieren wird. Im Gegensatz zur Pandemie, bei der sie sich viele mit Prognosen überschlagen, zucken hier alle mit den Schultern.
Merkwürdig, dass es viele Experten gibt, die das Verhalten von einem unbekannten Virus voraussagen wollen, aber bei einem Fluss, dessen Verlauf bekannt ist, da hat keiner mit diesem Hochwasser gerechnet. Waren alle überrascht.
Denn im Grunde genommen kann keiner voraussagen, was als Nächstes passiert.
Geben wir doch endlich zu, dass wir Menschen sind. Wir haben nur begrenzt die Dinge in der Hand. Wir sind, ob es uns bewusst ist oder nicht, von Gott abhängig.
Wir können planen, aber wenn Gott das nicht möchte, wird es nicht passieren. Das zeigt die Geschichte und auch die Bibel berichtet davon. Großartige Herrscher sind plötzlich untergegangen und Armeen in Überzahl haben den Kampf verloren. Da wir in der heutigen Zeit Gott nicht mehr auf dem Schirm haben, erklären wir die Ereignisse mit erstaunlichen Zufällen weg.
„Wir brauchen Gott nicht!“ ist der Tenor der modernen Gesellschaft. Wir können das Gefühl der Hilflosigkeit nicht zulassen. Wir antworten auf Katastrophen und Krisen mit Plänen und Lösungen. Wenn etwas nicht klappt, suchen wir den Schuldigen. Irgendein Chef hat versagt. Aber was, wenn wir alle schuldig sind? Weil wir nicht nach Gott gefragt haben? Weil wir alles für machbar und alle Probleme für lösbar halten? Was, wenn die Lösung lautet „Kehre zu Gott um!“.
Wenn ein größeres Projekt geplant ist, wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Aber wird dabei einmal gefragt, ob Gott dieses Projekt gut heißt? Mir fällt dazu der Turmbau zu Babel ein. In 1. Mose 11, Verse 1 bis 9 wird davon berichtet, dass die Menschen eine Stadt und einen Turm bauen wollten, damit sie nicht über die ganze Erde zerstreut leben. Sie wollten sich selbst einen Namen machen, nicht Gott. Gott verwirrte darauf die Sprache und sie verstanden sich nicht mehr.
Übrigens bewirkte er zum Pfingstfest nach der Auferstehung Christi genau das Gegenteil: Hier sorgt er dafür, dass die Jünger so reden, dass die Anwesenden, die aus den verschiedenen Ländern kommen, sie verstehen. (Apostelgeschichte 2,4 bis 13) Das nur am Rande.
Der Mensch erhebt sich und möchte wie Gott sein. Dieser Wunsch brachte Adam und Eva dazu, die verbotene Frucht zu essen. Es war nicht die Frucht an sich, sondern das Angebot, dass sie nach dem Essen wie Gott sein werden.(1. Mose 3,5)
Wenn man selbst Gott ist, ist man nicht mehr abhängig von ihm. Ich habe alles in der Hand und kann machen, was ich will.
Aber wir sind abhängig von Gott und dürfen eben nicht machen, was wir wollen. Was ist so schlimm daran? Was ist so schlimm daran, von einem Gott, der die Liebe selbst ist, abhängig zu sein? Ich denke das ist genau das Problem. Die wenigsten von uns wissen, wie sehr uns Gott wirklich liebt. Wir tragen oft falsche Gottesbilder in uns. Ein Gott, der uns gefühlt alles verbietet, was Spaß macht. Ein Gott, der für uns der strenge Lehrer ist, der nichts durchgehen lässt.
Aber im ersten Johannesbrief heißt es „Gott ist die Liebe…“ (1. Johannes 4, 16) Verbietet Liebe alles, was Spaß macht? Führt Liebe Strichlisten über gemachte Fehler? Paulus gibt einen ausführlichen Überblick, was Liebe tut. (1. Korinther 13, 1 bis 8)
Ein kleines Kind hat kein Problem damit, abhängig von den Eltern zu sein. Das Vertrauen in sie ist groß. Was gibt es Schöneres, als sich von jemandem abhängig zu fühlen, von dem man sich gleichzeitig geliebt weiß?
„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen.“ heißt es in Matthäus 18,3.
Ich denke, dass ist das Wesentliche am christlichen Glauben. Wenn ich Gott wie ein Kind vertraue, dann muss ich nicht mehr wissen, was als Nächstes passiert. Dann kann ich sogar ein wenig über die angstmachenden Prognosen lächeln. Denn Gott weiß, was ich brauche und sorgt für mich.
Mehr muss ich nicht wissen.
Amen.