Echt jetzt?

Halbfertige Pralinen

Beim Suchen nach dem Dosenöffner fiel mir die Pralinengabel in die Hand. Da ich gerade nichts zu tun habe, beschließe ich, mal wieder Pralinen zu machen. Also blättere ich im Rezeptebuch und ordere Zutaten. Weil es immer hohe Stückzahlen sind, pro Sorte mindestens 50, frage ich in einem Post alle meine Facebook-Freunde, ob sie welche haben wollen. Diejenigen, die mich persönlich kennen, greifen zu. „Oh ja, bitte!“ und „Für mich auch!“ heißt es in den Kommentaren. Also lege ich los. Es macht mir richtig Freude, die unterschiedlichen Schokomassen brauchen verschiedene Temperaturen und der Rotwein muss geliert werden. Dazu noch das Verpacken, zum Schluss noch eine schöne Schleife. Ich verschicke die ersten Päckchen und frage noch einmal nach via Facebook „Will jemand?“ Zögerlich melden sich jetzt auch einige, die ich nicht persönlich kenne „Echt jetzt? Darf ich kosten?“, „Was willst du dafür?“ Nichts! Was soll ich dafür wollen? Ich habe Langeweile und versuche, irgendwas „Sinnvolles“ zu tun.

Irgendwie bin ich ein wenig überrascht. Was ist denn an der Frage „Will jemand Pralinen?“ nicht zu verstehen? Es macht mir doch Freude. Warum sollte ich die Pralinen alleine essen?

Da fällt mir etwas auf: Vielleicht geht es Gott genauso? Vielleicht ist es auch so mit seinem Angebot. Seine Gnade ist kostenfrei, wir dürfen seine Erlösung annehmen, ohne Gegenleistung. Doch wir scheuen uns, das Angebot anzunehmen. Echt jetzt? Darf ich wirklich?

Vielleicht ist die Antwort dann auch „Aber natürlich. Es macht mir doch Freude. Warum soll ich die Freude des Paradieses alleine haben?“ Woran liegt es, dass viele Menschen dieses Angebot ablehnen? Vielleicht daran, dass viele Gott nicht persönlich kennen.

Diejenigen, die zuerst bei meinem Angebot zugegriffen haben, kennen mich. Sie wussten, dass ich das ernst meine. „Das macht sie wirklich! Da darf ich einfach zugreifen!“ dachten sie wohl.

Wieso stellen wir den Menschen Gott nicht als liebenden Gott vor? Warum sehen sie oft genug an uns Christen, dass dieser Gott wohl ein liebloser, vielleicht ein strafender Gott ist? Aber vielleicht haben wir Ihn selbst noch nicht richtig verstanden?

Welche Gottesbilder haben wir selbst? Glauben wir selbst an einen liebenden Gott? Oder ist da doch noch ganz tief verankert, dass Gott jede Sünde sofort abstraft oder zumindest notiert, um später „zuzuschlagen“? Müssten wir, die wir Gott schon kennen, es nicht besser wissen? Müssten wir nicht, trotz aller Krisen, vor Freude strahlend und singend durch den Tag gehen? Warum benehmen wir uns oft genug genauso, wie die nicht gläubigen Menschen? Genauso ängstlich?

Mich stört diese von den Medien propagierte Ängstlichkeit inzwischen sehr. Ja, ich habe Verantwortung gegenüber anderen und sollte auch nicht leichtfertig mein Leben und meine Gesundheit aufs Spiel setzen. Aber ich glaube doch daran, dass ich mit meinem Jesus die Ewigkeit verbringen werde. Nicht falsch verstehen, ich liebe mein Leben und habe noch ein paar Dinge auf meiner Löffelliste, die ich gern noch erleben möchte, aber die Hoffnung auf das Paradies trägt mich. Es wird eine Zeit kommen, in der alles, was mir jetzt zu schaffen macht, mich aufregt, nicht mehr gültig sein wird. All die großen und kleinen Kämpfe, mein zerbrechlicher Körper wird alles vergangen sein und ich werde in Gottes Gegenwart leben! Wie herrlich!

Darauf darf ich hoffen, weil ich erfahren habe, dass Gott sein Angebot ernst meint. Da darf ich zugreifen.

Es ist also an der Zeit, sich auf den Weg zu machen und Gott noch besser kennenzulernen. Denn nur, wenn ich ihn gut kenne, kann ich anderen das Bild vom liebenden Gott vermitteln.

Amen.