„Verleih‘ uns Frieden gnädiglich…“

Während ich letzte Woche an meinem Input schrieb, fiel mir plötzlich diese Liedzeile ein, die ich mal im Schulchor gesungen habe:

„Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.“

Der Chor hat diesen Vers in der Fassung von Heinrich Schütz gesungen. Als ich dann nachschaute, ob es ein Bibelvers ist, stieß ich plötzlich auf den Vers, über den ich dann weiter nachdachte „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. ²Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen.“ (Römer 13, 1 bis 2).

Zunächst bin ich beruhigt, dass da nicht steht „Finde deine Regierung toll!“. Trotzdem ist es ein schwieriger Vers für mich! Denn die Corona-Regeln sind nicht logisch, nicht nachvollziehbar und einfach nur nervig!

Aber war die Regierung zu Paulus‘ Zeiten besser? Wohl kaum! In der Bergpredigt steht u. a. „und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei.“ (Matthäus 5, 41) – Jeder Pastor, der auf sich hält, erwähnt in der Predigt darüber, dass es ein Gesetz gab, nach dem jeder römische Offizier einen Bürger zwingen durfte eine schwere Last für ihn eine Meile zu tragen. (So sollte dann auch Simon von Kyrene später eine Last tragen, weil der Verurteilte, der die Last der Welt trägt, es nicht mehr konnte.)

Dieses Gesetz klingt nicht gerade nach Fairness. Aber trotzdem schreibt Paulus diese Verse. Ich denke, Gott weiß, dass es ungerechte Regierungen oder unfaire Gesetze gibt. Aber, solange diese Regierung nicht grundsätzlich gegen Gottes Gebote handelt, sollen wir uns dieser unterordnen. Damit ist auch die Frage nach Apostelgeschichte 5, 29 -„Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen!“ – geklärt. Dieser Vers spricht im Kontext betrachtet, das mutige Bekenntnis zum christlichen Glauben, auch wenn eine Obrigkeit das verbietet, an. Eine Parallele dazu finden wir in der bekannten Geschichte von Daniel in der Löwengrube. (Daniel 6) Daniel weigert sich, einen anderen Gott anzubeten.

Wenn Gott die Obrigkeit einsetzt, dann ist er auch in der Lage, diese auch wieder abzusetzen. Paradebeispiel ist Pharao. Pharao, König von Unter- und Oberägypten, „Lebender Horus“, musste die Hebräer ziehen lassen und ist kurze Zeit später jämmerlich im Meer ertrunken. (Merkwürdigerweise muss nach altägyptischen Vorstellungen jeder Leichnam vollständig erhalten sein, um ins Jenseits zu gelangen, außer man ist ertrunken, dann darf man auch ohne Körper ins Jenseits.)  

Also ist Apostelgeschichte 5, 29 doch kein Freifahrtsschein, um sich nicht an die Regeln zu halten.

Warum fällt es Vielen so schwer jemanden gehorsam zu sein bzw. sich unterzuordnen? Als ich noch ausbildete, hatte ich immer wieder Teilnehmer, die bei der Vorstellung sagten „Ich lass‘ mir nichts sagen!“ und mit stolzgeschwellter Brust schauten sie sich um. Tja, deswegen hatten sie auch 2 bis 3 abgebrochene Ausbildungen im Lebenslauf und saßen jetzt hier, in der einer Qualifikation, die sie befähigte, gerade mal ein wenig besser zu verdienen, als eine ungelernte Kraft.

Nach dem 2. Weltkrieg war klar, dass man nicht jeden Befehl befolgen muss. „Ich folgte nur den Befehlen!“ ist keine gültige Ausrede, wenn es um Mord, Totschlag und andere Kapitalverbrechen geht! Aber wann ist aus „Nie wieder Kadavergehorsam!“ ein „Nie wieder Gehorsam!“ geworden? In den 68ern in Westdeutschland? In den 90ern in Ostdeutschland?

Mir persönlich fällt es auch schwer, mich jemanden unterzuordnen! Zu oft in meinem Leben haben Menschen versucht, mich zu bevormunden. Gehorsam klingt nach Fräulein Rottenmeier, nach gesenktem Kopf und nach in der Ecke zum Schämen stehen.   

Aber wenn ich den Kindern Kurse gebe, stelle ich Regeln auf. Ich erkläre ihnen, dass es die Regeln gibt, damit wir Spaß haben können. Es ist auch so. In den Kursen, in denen die Kids sich an die Regeln halten, schaffen wir mindestens 2 Experimente mehr.

In dem Wort Unterordnung, steckt das Wort Ordnung. Gott ist ein Gott der Ordnung.

Vielleicht kann ich das Pferd von hinten aufzäumen: Ich habe meinen Gott als liebenden Gott erlebt. Deswegen kann ich ihm vertrauen. Deswegen kann ich mich ihm auch unterordnen. Wenn „sich Gott unterordnen“ heißt, dass ich mich der Regierung unterordne, dann kann ich es Gott zuliebe tun. Wie anfangs geschrieben, ich muss sie nicht toll finden!

Na gut, Gott zuliebe. Mit Zähneknirschen, aber Ihm zuliebe.   

Heute ein ganz zaghaftes „Amen“.

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