Ich bin beim Lesen im Evangelium über einen Teilsatz gestolpert „Da blickte ihn Jesus an und gewann ihn lieb…“
Das klingt zunächst nicht besonders. Doch im Zusammenhang wird es auf einmal außergewöhnlich. Es geht nämlich um den Reichen. Es ist die Geschichte, in der der Reiche sich nicht entschließen kann, sein Hab und Gut zu verkaufen, um konsequent Jesus nachzufolgen.
Oft genug wird gepredigt, dass Jesus für alle da ist: für die Armen, die Kranken, die Witwen, überhaupt für Alle. Aber doch nicht für die Reichen, oder?
Es gibt, zumindest in einigen Freikirchen, eine merkwürdige Auffassung. Es darf jemand zur Mittelschicht gehören. Das ist ok. Es darf jemand Hartz-IV –Empfänger sein. Das ist auch ok. Er wird „durchgefüttert“, denn schließlich sind wir sozial. Aber wenn jemand reich ist oder als reich empfunden wird, dann wird die Sache schon schwieriger. Derjenige wird kritisch beäugt. Gibt er auch großzügig den Zehnten? Meint er das mit dem Glauben ernst?
Doch Jesus schaut nicht auf das Bankkonto. Er schaut auf die Person. „Da blickte ihn Jesus an…“ Zum Thema „anschauen“ fällt mir eine andere Bibelstelle ein: „Und sie nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du bist ‚der Gott, der (mich) sieht!…‘ (1. Mose 16, 13) „Sie“ ist Hagar, die Magd Abrams, die vor Sarai geflohen ist.
Ja, jetzt bin ich wieder in sicheren Gewässern. Die verstoßene Magd, dazu noch schwanger, wird von Gott angeschaut. Das fühlt sich wieder richtig an. Doch so leicht komme ich aus dem inneren Spannungsfeld nicht raus. Jesus geht nicht danach, was sich für mich richtig oder falsch anfühlt. Er verflucht mal eben einen Feigenbaum, weil der noch keine Früchte trägt, (Mk 11,14) und hält eine ungerechte Lohnzahlung für richtig. (Matth.20, 1-16)
Jesus liebt. Er liebt auch diejenigen, denen in unserer neidbehafteten Gesellschaft Misstrauen und Verdächtigungen entgegenschlagen. „Die Reichen mal wieder!“ oder „Wer weiß, auf welche Weise er reich geworden ist! Sind doch alle korrupt!“
Ja, erwähnte Geschichte endet damit, dass der Reiche geht. Jesus muss ihn ziehen lassen, aber das ändert nichts an seiner Liebe!
Mir fällt eins auf: Ich habe schon von vielen Gebetsinitiativen gelesen: für Kranke, für Prostituierte, für Moslems, für Politiker, für verfolgte Christen…, aber nicht für Promis.
Wieso eigentlich nicht? Spätestens, wenn mal wieder in den Nachrichten ist, dass wieder ein Promi tot im Hotelzimmer gefunden wurde, wird klar, dass Promis auch bloß Menschen sind. Sie mögen ja vieles haben, aber das Wichtigste, nämlich Jesus, haben sie oft nicht. Dabei sind viele von ihnen hochsensibel d. h. sie bekommen mehr Reize aus der Umwelt mit, sind feinfühliger. Künstler, Musiker geben oft viel mehr von sich preis, als „normale“ Menschen. Sie stehen im Rampenlicht und bekommen oft genug den Wechsel zwischen unverhohlener Bewunderung und Shitstorm mit. Wenn einer verstehen kann, wie sich kurz hintereinander der Wechsel von Palmsonntag („Gelobt sei er!“) zu Karfreitag („Kreuzigt ihn!“) anfühlt, dann sind sie es!
Wieso also nicht für Promis beten? Sie brauchen auch Jesus. Wäre doch mal ein Schritt in Richtung „bedingungslose Liebe“.
Such dir einen Promi und bete für ihn. Einmal die Woche, also regelmäßig. Unabhängig davon, ob er sehr bekannt oder ein Z-Promi ist. Denn Jesus schaut nicht nur auf die Hungrigen, Armen, Unterdrückten, sondern auch auf die Reichen und Schönen!