Ägypten in der Bibel – der verstockte Pharao

Heute mache ich weiter mit einigen ägyptologischen Hintergründen. Letzte Woche war ich bei Mose, heute kommt Pharao dran.

Wie geschrieben, der Name ist nicht bekannt, es muss aber ein Pharao um und bei Ramses II. gewesen sein, also nach 1200 v. Chr.

Mit Pharao machen es sich viele Prediger leicht: er hielt sich für einen Gott und deswegen verstockte Gott sein Herz und schließlich ertrank er im Meer. Pharao, der Inbegriff von Bösartigkeit. Wir, die Christen sind Meilen davon entfernt, hochmütig zu sein wie Pharao! Wirklich?

Wer war Pharao? Warum konnte er nicht einfach so die Hebräer ziehen lassen? Pharao, übersetzt „das große Haus“, war der König von Unter-und Oberägypten und trug, als Zeichen dafür eine Doppelkrone: die rote Krone Unterägyptens und die weiße Krone Oberägyptens.

Durch Klimaänderungen wanderten verschiedene Menschengruppen vom Süden Afrikas in den Norden und besiedelten das Gebiet am Nil. Es gab aber dort bereits andere Stämme und Clans. Diese arbeiteten mit den Neuankömmlingen zusammen. Die unterschiedlichen Ethnien mussten dann irgendwie verwaltet werden. Daraus entstand dann ca. 3000 v.Chr. Ägypten. D. h. auch wenn die Bevölkerung von Unter- und Oberägypten sich auch langsam mischte, es blieben immer zwei Ägypten, die ein König regierte. Wie schon in „Bist du noch zu retten, Josef“ geschrieben, war die Legitimation des Königs sehr wichtig. Es gab nämlich immer wieder Zeiten, in denen Ägypten von mehreren Königen regiert wurde oder ein ausländischer König auf dem Thron saß. Wir Ägyptologen sind sehr kreativ: Die stabilen Zeiten haben wir Reiche genannt: Altes, Mittleres und Neues Reich, die unstabilen Zeiten dazwischen, Zwischenzeiten und diese dann durchnummeriert. Also: Altes Reich (Pyramidenzeit), 1. Zwischenzeit, Mittleres Reich, 2. Zwischenzeit, Neues Reich (Tutanchamun, Ramses II) und 3. Zwischenzeit und dann noch die Spätzeit (Kleopatra VII). D. h. also, dass Pharaos Thron schnell mal wackeln konnte. Deswegen war die Legitimation Pharaos so wichtig.

Deswegen wurde Pharao als Repräsentant des Gottes Horus angesehen. Die Ägyptologen haben übrigens die Annahme, dass der Pharao als Gott angesehen wurde, inzwischen verworfen. Sein Amt war „göttlich“, er selbst wurde als eine Art Vermittler zwischen Göttern und Menschen angesehen.

Deswegen wurde der jeweilige Pharao als der Pharao bezeichnet, der Unter- und Oberägypten vereint hat, obwohl das historisch nicht stimmte.

Es gab aber noch etwas Anderes, was Pharao daran hinderte, die Hebräer ziehen zu lassen: Die Religion der Hebräer war monotheistisch. Hätten sie, wie die Ägypter an mehrere Götter geglaubt, wäre die Bitte, in der Wüste einem dieser Götter opfern zu dürfen, sehr wahrscheinlich erfüllt worden. Sehr wahrscheinlich hätte der Pharao den Hebräern noch Opfergaben mitgegeben, vielleicht auch noch angeboten, dass seine Priester mitkommen, um zu helfen. Aber der Monotheismus war sehr wahrscheinlich Pharao ein Dorn im Auge. Zu Lebzeiten Ramses II war es gerade mal 30/ 40 Jahre her, als Echnaton regierte. Dieser Pharao hat aus politischem Kalkül fast alle Götter „entmachtet“ und nur noch den Sonnengott Aton gelten lassen. Echnaton hat Ägypten in den Niedergang getrieben. Er könnte einem Attentat zum Opfer gefallen sein. Die Ablehnung Echnatons ging so weit, dass aus fast sämtlichen Tempeln, Gräbern, Königslisten usw. sein Name gestrichen wurde. Seine Regierungsjahre wurden unter seinem Vorgänger und Nachfolger aufgeteilt. Echnaton und sein Monotheismus waren ein Staatstrauma!

Ramses II hatte Ägypten wieder zur Blüte gebracht. Das Trauma war gerade überwunden. Der Nachfolger von Ramses II wollte es ihm nachmachen. Aus der Sicht vom Pharao konnte er nur das Anliegen von Mose ablehnen! Hätte er zugestimmt, hätte er indirekt Echnaton mit seinem Monotheismus nachträglich Recht gegeben. Sein Thron wäre in Gefahr gewesen und wahrscheinlich auch sein Leben.

Es war also nicht das allseits gepredigte „sich für Gott halten“, was Pharao dazu brachte sein Herz zu verhärten, sondern Stolz und Menschenfurcht!

Huch! Plötzlich kann ich mir Pharaos Handeln nicht mehr auf Distanz halten. Beim Thema „sich selbst für Gott halten“ kann ich noch sagen „Ich doch nicht!“. Aber bei Menschenfurcht werde ich plötzlich kleinlaut. Warum habe ich neulich nicht erzählt, dass ich Christ bin? Weil ich mir dachte „Was sollen bloß die Leute denken!“ Das ist Menschenfurcht. Menschenfurcht ist das Gegenteil von Gottesfurcht.

Weiter: Warum habe ich heute Morgen Gott nicht gebeten, mir beim schwierigen Gespräch zu helfen? Weil ich dachte, dass ich das alleine hinkriege. Das ist Stolz.

Ich möchte mein Herz nicht verhärten. Ich möchte mir bewusst sein, dass ich Gott brauche. Ich möchte mir bewusst machen, dass es eben nicht darauf ankommt, was andere von mir denken könnten, sondern darauf, was Gott von mir denkt.

„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.“ heißt es in Jeremia 29, 11.     

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