Maria 1.0 – Annäherung an eine Unbekannte

Die Reise zu Elisabeth/ Maria unter dem Kreuz

Ich möchte heute meine kleine Serie über Maria beenden. Eine wichtige Begebenheit aus ihrem Leben habe ich bisher ausgelassen: ihre Reise zu Elisabeth.

Was trieb Maria zu dieser Reise? Der Engel Gabriel verkündet ihr zunächst, dass sie schwanger werden wird. Sozusagen als Bekräftigung dieser Aussage, erzählt er ihr, dass Elisabeth auch schwanger ist. (Lukas 1, 36)

Nachdem sie vom Heiligen Geist überschattet wurde, machte sie sich auf den Weg zu Elisabeth.  – Stopp, Moment! Ich könnte ja verstehen, dass sie, bevor sie schwanger wird, sich auf den Weg macht, um erst einmal zu überprüfen, ob das alles so stimmt, was der Engel gesagt hat. Doch Elisabeth spricht davon, dass „die Frucht deines Leibes“ (Vers 42) gesegnet ist. Also war Maria zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger.

Maria hat etwas Besonderes, etwas Großartiges erlebt. Sie war, wie es umschrieben wird, vom Heiligen Geist überschattet worden. Was auch immer ihr passiert ist, es muss ein prägendes Erlebnis gewesen sein. Vielleicht wird sie versucht haben sich selbst einzureden, dass sie das alles nur geträumt oder sich eingebildet hat. Aber einige Zeit später wird sie gemerkt haben, dass sie schwanger ist. Warum reist sie zu Elisabeth?

Ich kenne mich mit der Kultur des Alten Israel nicht aus, kann mir aber vorstellen, dass es damals nicht üblich war, dass ein junges unverheiratetes Mädchen einfach mal zu einer Verwandten reist. Vielleicht war ein Brief gekommen, in dem Elisabeth darum bat, Maria zu schicken, weil sie als Spätgebärende Hilfe brauche.

Für Maria war das sicher eine willkommene Reise. Denn egal, ob sie das glauben konnte, was ihr geschehen ist oder nicht, sie wird jemanden gebraucht haben, mit dem sie reden kann. Frauen reden miteinander, um über etwas Klarheit zu bekommen.

Als Maria ankommt, ist Elisabeth bereits sechs Monate schwanger. (Vers 36) D. h. Maria sieht sofort, dass der Engel die Wahrheit gesprochen hat. Das muss für sie eine Erleichterung gewesen sein. Als sie dann noch die Worte Elisabeths hört, die bis heute als das „Ave Maria“ bekannt sind, muss ihr klar geworden sein, dass sie die Erlebnisse mit dem Engel und dem Heiligen Geist nicht geträumt hat. In ihrem jubelnden Lobpreis spürt man förmlich die schwere Last von ihrem Herzen fallen.

Für Maria war die Reise wichtig. Es brachte ihr die Erkenntnis, dass Gott treu ist. Sie war nicht einem Tagtraum aufgesessen, sondern hatte wirklich eine Berufung erhalten.

Dann kommt mir noch ein Gedanke: Maria verbrachte drei Monate bei Elisabeth. D. h. ihre Schwangerschaft war zu sehen, als sie zurückkehrte. Nun unterschied die Rechtsprechung, im Fall von Ehebruch und davon mussten die Dorfbewohner bei ihr ausgehen, seitens einer Verlobten zwischen innerhalb oder außerhalb der Stadt . (4. Mose23- 29). Fand der Beischlaf außerhalb der Stadt statt, wird davon ausgegangen, dass das Mädchen um Hilfe gerufen, sie aber keiner gehört hat.

Da Maria aber bei Elisabeth war, gab es in ihrem Dorf keine Zeugen, die gegen sie hätten aussagen können. Sie hätte also durchaus das Opfer einer Vergewaltigung sein können.

Auch hier erkenne ich Gottes Treue. Er bewahrt Maria vor der Steinigung. Nicht nur das, er sorgte auch dafür, dass Josef bei ihr blieb. (Matthäus 1, 19 und 20)

Gott beruft nicht nur, sondern er beschützt auch seine Berufenen. Er sorgt für sie. Noch am Kreuz sorgt er für sie. (Johannes 19, 26 und 27)

Gott stellt sich zu seinen Menschen. Nachdem sich Maria sich Gott hingegeben hat (Lukas 1, 38) steht er treu zu ihr. Er gibt sie nicht dem Tod und später auch nicht dem Hunger preis.

Das lerne ich aus dieser, oft vernachlässigten Reise Marias zu Elisabeth.

Maria – eine Frau, die sich Gott hingegeben und ihre Berufung angenommen hat. Sie war demütig vor Gott, hat aber selbstbewusst vor Menschen den ihr zustehenden Platz eingenommen. Gott hat sich ihr gegenüber als treu erwiesen und sie war selbst treu. Sie war dabei, als Jesus mit seinem ersten Wunder sein Wirken begann und sie stand auch unter dem Kreuz. Eine Mutter in Israel, eine Jüngerin der ersten Stunde und soviel mehr als das!

Oft genug wird sie mit Hanna, Ruth und anderen Frauen in eine Reihe gestellt.

Doch eigentlich gehört sie in die Aufzählung von Menschen mit großen Berufungen: Mose, Elia, Abraham – und Maria!

Sie ist mir nicht mehr ganz so fremd. Ich bewundere sie. Nachfolgen möchte ich meinem Herrn. Glauben möchte ich wie Maria.

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