Maria Verkündigung II

Ich wünsche Euch noch gesegnete Weihnachten.
Ich bin gedanklich immer noch bei Maria. Diese Frau fasziniert mich gerade sehr.
Nachdem ich festgestellt habe, dass ihre Verkündigung eher eine Berufung ist, möchte ich ihre Berufungsgeschichte, mit der von Mose vergleichen.
Ihre Geschichte (Lukas 1,26 bis38) ist wesentlich kürzer als die von Mose. (2. Mose Kapitel 3, Vers1 bis Kapitel 4, Vers 17) Das liegt vor allem daran, dass Mose regelrecht mit Gott verhandelt. Er möchte den Namen Gottes wissen, bittet um Zeichen, die Seine Aussage bestätigen und in 2. Mose 4, 10 schließlich, sagt er, dass er nicht vor Pharao sprechen kann. Er habe eine „schwere Zunge“. (Als Ägyptologin merke ich an, dass wohl damit gemeint ist, dass er gestottert hat oder einen anderen Sprachfehler hatte. Wenn Mose am Hof des Pharao aufgewachsen ist, dann konnte er Mittelägyptisch, also die Sprache der Hieroglyphen und „die Kunst der schönen Rede“ (Rhetorik), die die Ägypter so sehr schätzten.)
Immer wieder hat Mose Einwände, warum er nicht der Richtige für die Berufung ist. Laut 2. Mose 4, 14 wird Gott „sehr zornig“ auf ihn.
Und Maria? Beim Lesen fiel mir ein Satz auf. Sie „dachte darüber nach, was das für ein Gruß sei.“ (Lukas 1, 29) Noch bevor sie von ihrer Berufung erfährt, denkt sie nach. Das ist übrigens ein Satz, den ich öfter über sie lese: Nachdem die Hirten gegangen waren, heißt es von ihr „Maria behielt aber alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ (Lukas 2, 19). Nachdem sie den zwölfjährigen Jesus glücklich im Tempel wiedergefunden hat und er ihr sagte, dass er im Haus seines Vaters sein müsse, lese ich „Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen.“ (Lukas 3, 51) Besonnenheit scheint eine Eigenschaft Marias zu sein.
Das zeigt sich auch darin, dass es nur eine einzige Nachfrage gibt: „Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß?“ (Lukas 1, 34) – Das scheint eine natürliche Reaktion zu sein. Für uns Menschen sind Wunder schwierig zu glauben. Nach der Erklärung, dass für Gott nichts unmöglich ist, hören ihre Fragen auf.
Vielleicht spürte sie durch die Gegenwart des Engels etwas, was Mose neben dem Dornbusch nicht spürte. Wenn Gott in das Leben von jemanden persönlich tritt, hören die Fragen auf. Vielleicht war es nicht ihre oft gelobte Demut, sondern diese eine persönliche Begegnung mit Gott. Wenn dir Gott begegnet, du dir Seiner Liebe bewusst wirst, dann bleibt dir nichts Anderes übrig, als dich dieser Liebe zu ergeben.
Mir fehlt gerade die Ruhe, diese Gedanken zu Ende zu bringen. Ich werde dran bleiben an Maria.
Euch wünsche ich genau diese Erfahrung: dass ihr von Gott berührt werdet.