Vor kurzem habe ich auf meinem privaten Facebookprofil folgenden Satz gepostet: „Wenn dein Pastor predigt, dass man dienen soll, dann drück‘ ihm nach der Predigt einen Besen in die Hand!“ Es gab ein paar Lachsmileys und Likes. Doch was die wenigsten meiner fb-Freunde ahnen: Dieser Satz war mein bitterer Ernst!
Es gab eine Zeit, da hatte ich Respekt vor Pastoren, Priestern und Predigern, also über den „normalen“ Respekt hinaus. Ich ging davon aus, dass sie es verdient haben, dass ich ihnen vorbehaltlos glaube. Diese Zeit ist vorbei. Ich habe vor ihnen zwar Respekt, aber „nur“ weil sie, wie jeder andere, Menschen sind. Ich gebe ihnen keine Vorschusslorbeeren mehr. Im Gegenteil: Ich beobachte sie genau! Seine Predigt mag sich gut anhören, aber wenn sein Tun eine andere Sprache spricht, dann glaube ich ihm nicht mehr. Ich klatsche keinen Beifall, sage nicht „Ja“ und erst recht nicht „Amen.“ zu ihm und wenn er in sozialen Medien unterwegs ist, dann kriegt er weder Herzchen, noch Herzsmileys von mir.
Ich habe geistlichen Missbrauch erlebt. Ich habe es erlebt, dass ein Prediger mir u. a. den Satz an den Kopf knallte „Es hat der Gemeinde gut getan, dass du nicht da warst!“ (Es war noch das Harmloseste!) – Und nein, ich kann es nicht beweisen, dass es so gewesen ist. Dieser Mensch war leider schlau genug, mir solche Bemerkungen immer nur unter vier Augen anzutun.
Dieser Mensch hat m. E. nur so getan, als wäre er bescheiden, hat, gewollt beiläufig, verkündet, dass er selbstverständlich mit anderen Gemeindemitgliedern die Gemeinde putzt.
Doch hat er, sobald er den Raum betrat, das Gespräch an sich gerissen. Es war egal, ob sich die Anderen gerade über etwas Anderes unterhielten, er hat das Thema an sich gerissen. In meinen Augen hat er sich nicht wie ein Diener aller verhalten, wollte aber der Größte sein.
Deswegen bin ich dafür, einen Prediger daran zu prüfen, ob er handelt, wie er predigt. Deswegen dieser anfangs erwähnte Post auf Facebook.
Szenenwechsel: Ich war gerade in einem Kloster. Zum Mittagessen konnte man sich am warmen Buffet anstellen. Beim auf dem Teller tun, fiel mir etwas Essen runter. Ich habe nicht weiter darauf geachtet. Etwas später stand ich in der Nähe des Tisches und unterhielt mich. Da kamen ein Bischof und ein Priester mit je einem Papiertaschentuch und fingen an, diesen Essensrest aufzuheben. Mit staunenden Augen sah ich, wie zwei geistliche Leiter vor mir auf dem Boden hockten und meinen Patzer wegräumten. Als ich daraufhin den Priester ansprach, antwortete er „Aber ich bin doch der Diener aller!“ Das in einem selbstverständlichen Ton, dass ich merkte, dass er das ernst meinte. Das war seit Langem die beste Predigt, die ich gehört habe! Sie hat mich gleichzeitig ein Stück geheilt.
Für dieses kleine Stückchen Heilung danke ich Gott!