Auf dem Tolkien -Thing habe ich auch beim Rollenspiel mitgemacht. Da saßen wir also um einen Tisch mit Papier und Stift und ließen uns vom Spielleiter in ein Abenteuer führen. Im Laufe des Nachmittags erzählte uns der Spielleiter von einer Spielrunde, in der die Mitspieler entschieden, ein ganzes Dorf nieder zu brennen. Das Dorf hatte die Gruppe verraten. – Es sei noch angemerkt, dass das Abenteuer nur in den Köpfen stattfand. Es gibt weder das Dorf, noch wurde gezündelt. – Es wurde gesagt „Wir sind die Guten, nicht die Netten!“
Dieser Satz machte mich nachdenklich. Manchmal habe ich das Gefühl, Christ – sein wird mit nett- sein verwechselt. Da wird abgewiegelt, dass man ja nicht missionieren möchte und man nickt dazu, wenn behauptet wird, dass wir ja alle irgendwie an den gleichen Gott glauben. Wenn das Kind zu seinen Spielkameraden sagt, dass sie in die Hölle kommen, wenn sie nicht an Jesus glauben, beschwichtigt die Mutter mit hochrotem Kopf und stellt es „richtig“. Auch in den Gemeinden scheint es eine Kultur der Nettigkeit zu geben. Statt auch mal etwas zu wagen, werden Events nicht durchgeführt, weil jemand aus der Gemeinde verletzt sein könnte. Warum sind wir Christen so zahnlos? Wir werden sowieso, so denke ich, in nicht allzu ferner Zukunft Stellung beziehen müssen. Entweder, weil Terroristen uns mit geladener Waffe fragen „Bist du Christ?“ oder weil wir der Gesellschaft nicht mehr zu Munde reden können. Jesus war nicht nett! Er hat den reichen Jüngling ( Lukas 18, 18 – 27) gehen lassen! Er ist ihm nicht hinterhergerannt und hat gesagt „Weißt du, wir können ja noch einmal darüber reden. Du musst ja auch nicht gleich alles verkaufen. Vielleicht doch nur 30 % und mir nachfolgen musst du auch nicht. Ich komme dich ab und zu mal besuchen. Und wenn du mich und meine Jünger aufnimmst, dann reicht das erst mal. Ist das ok für dich?“
Er hat auch nicht mit den Geldwechslern diskutiert.(Matthäus 21, 12 und 13) Er hat ihre Tische umgeworfen und sie rausgeworfen. Die Geldwechsler waren diejenigen, die mit ihrem Service es den gläubigen Juden ermöglichten, die vorgeschriebenen Opfer zu bringen. Sie machten ihren Job! Jesus hatte keine Angst, dass er sie verletzen könnte! Er war gekommen, um die Menschen mit Gott zu versöhnen, nicht, um nett zu sein!
Als ich mit meinem alten Pfarrer und seiner Frau darüber sprach, sagte ich, dass ich den Satz gerne ändern würde in „Wir sind die Gerechten, nicht die Netten!“ Darauf meinte seine Frau nachdenklich „Vielleicht ist es genau das : Weil wir gerecht sind, müssen wir nicht nett sein!“ – Ich denke, sie hat Recht. Wenn es darum geht, zu unserem Glauben zu stehen, dann sollten wir nicht „nett“ sein , weil wir Andere nicht verletzen wollen. Wir sind die Gerechten, nicht die Netten!