Da stehst du nun. Deine Hose zerrissen, die Knie aufgeschlagen. Einen Schuh verloren im tiefen Morast, in dem du stecktest. Deine Haare verfilzt, dein Gesicht starrt vor Dreck. Dein Vater steht vor dir. Seine Schuhe und Hosen sind auch schmutzig von dem Schlamm, aus dem er dich rausholte. Tränen laufen dir über die Wangen und hinterlassen saubere Streifen im Dreck. Du möchtest ihm sagen, dass es dir Leid tut, dass du es nie wieder tun wirst, dass du ab jetzt auf ihn hören wirst. Doch du bringst kein Wort heraus. Du schämst dich zu sehr. Dein Vater beugt sich zu dir herunter und nimmt dich in den Arm. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Hemmungslos fängst du an zu weinen, birgst dein Gesicht an seiner Brust. Dein Vater streichelt deinen Rücken. Du siehst nicht, dass er selbst ein wenig weint.
Er hat sich gesorgt um dich. Als er dich nicht mehr im Garten gesehen hat, ist er losgerannt. Er wollte nicht, dass du gehst. Er hat dir gesagt, dass die Kiesgrube gefährlich ist und du da nicht hingehen sollst. Einen kompletten Spielplatz hat er für dich gebaut: einen Sandkasten, eine Schaukel und sogar eine Rutsche. Doch das war dir nicht genug. Der Bretterzaun und die Kiesgrube dahinter waren sehr verlockend für dich. Nach einem langen Regen bist du losgegangen. Du wolltest bloß in die Pfützen springen. Nach der ersten kam die nächste und danach wieder die nächste. Plötzlich standest du vor dem Bretterzaun. Es schien dir, als würde dahinter das Abenteuer deines Lebens warten. Dein Vater möchte dir bloß den Spaß verderben – so dachtest du! Der Bretterzaun war schnell überwunden. Durch den Regen war aus der Kies- eine Schlammgrube geworden. Jubelnd nahmst du Anlauf und landetest im Matsch. Zuerst war es herrlich. Du hast deine angebliche Freiheit genossen. Dann stelltest du fest, dass du nicht mehr raus kommst. Du stecktest fest. Du riefst um Hilfe. Da kam dein Vater und holte dich heraus.
Jetzt hält er dich fest in seinem Arm und wartet, bis du dich beruhigt hast. Er steckt dich in die Wanne und wäscht dir den Dreck ab. Er kämmt deine verfilzten Haare, reinigt deine Wunden. Auf deine Knie klebt er das Pflaster mit deinem Lieblingscomichelden. Er zieht dir einen neuen Schlafanzug an und liest dir die Gute – Nacht – Geschichte vor, die du so sehr magst, dass du sie schon auswendig kennst. Dein Vater sitzt an deinem Bett. Beruhigt und erschöpft schläfst du ein. Du weißt jetzt endlich, dass er dich liebt und du beim ihm zu Hause bist.
Am nächsten Morgen sitzt dein Vater immer noch an deinem Bett. Er hat dich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Liebevoll hat er dich betrachtet. Denn du bist Sein – sein geliebtes Kind!