Es gibt Filme, die erzählen die Handlung mit der sogenannten Draufsicht. D. h. der Zuschauer weiß mehr als der Held des Films. Ich habe den Überblick. Ich habe gesehen, wie die Journalistin ihrem Chef versprochen hat, ihm einen Exklusivbericht über diesen netten Kerl zu liefern. Ich weiß, dass sie nur deswegen zu ihm nett ist. Am liebsten würde ich diesem naiven Typen zurufen „Stopp! Sie nutzt dich nur aus! Schmeiß sie raus. Sie tut dir nicht gut!“ Doch der Film ist längst abgedreht – und zwar so, wie Drehbuchautor und Regisseur es sich gedacht haben. Der Naivling muss alleine drauf kommen, dass er ausgenutzt wird. Die Journalistin muss von selbst erkennen, dass der nette Kerl nicht so dumm ist, wie sie dachte.
Manchmal passieren mir Dinge, die mir nicht gefallen. Ich frage mich dann, warum sie mir passiert sind. Wieso gerade jetzt? Warum ausgerechnet mir? Manchmal frage ich auch, warum Gott nicht eingegriffen hat. Für Gott ist mein Lebensfilm ein Film mit Draufsicht. Er kennt alle Details. Er weiß, welche Menschen es ehrlich mit mir meinen und welche nicht. Er ist nicht nur Zuschauer, sondern auch Drehbuchautor und Regisseur. Er könnte eingreifen. Er könnte mir die Dinge, die ich selbst für erstrebenswert halte, einfach schenken. Doch würde es mich Gott näher bringen?
In einem Drehbuchseminar habe ich gelernt, dass es in jedem Film einen Konflikt geben muss. Der Held möchte entweder etwas bekommen oder etwas loswerden. Dafür muss er kämpfen. Die Schwierigkeiten werden immer größer und der Held muss sich in ihnen bewähren. So funktioniert ein guter Film. Wäre Frodo einfach nach Mordor spaziert und hätte den Ring in den Schicksalsberg geworfen, so wie wir Abfall in den Mülleimer werfen, dann hätte der Film sicher keinen Oscar gewonnen.
Ich denke, es ist im Leben ähnlich. Wir sind so geschaffen, dass wir lernen müssen. Wir haben nicht die Übersicht, was uns wirklich gut tut. Aber Gott hat die Draufsicht. Er weiß, wie es ausgeht. Er hat sich uns ausgedacht, er lässt Dinge zu. Denn er weiß, was gut für uns ist.
Erst nachdem die Journalistin ins Eis eingebrochen ist und nun vor dem naiven netten Kerl steht, erkennt sie, dass sie selbst nicht weiß, wer sie eigentlich ist. Erst dann gibt es den obligatorischen Filmkuss. Erst nachdem sich Frodo tapfer zum Schicksalsberg durchgekämpft hat, kann er erleichtert sagen „It’s done!“ und in sein Auenland zurückkehren. Wir Zuschauer bleiben dann zurück, wischen uns das letzte Tränchen aus dem Auge und räumen die leere Chipstüte weg. Wir seufzen kurz und wünschen uns, dass uns auch mal jemand oder etwas herausfordert, ehrlich vor sich selbst zu werden oder mutig und tapfer für eine Sache einzutreten. Aber vielleicht sind die Dinge, die uns zu schaffen machen, genau die Chance, die wir uns wünschen!
Gott behält den Überblick! „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.“ (Römer 8, 28 –Elberfelder Übersetzung) – Liebst du Gott? Vertraust du ihm? Wenn ja, dann wird dir ALLES zum Besten dienen.