Radieschen

Als Kind hatte ich ein kleines Stueckchen Garten. Meine Eltern hatten es mir vom grossen Garten zugeteilt. Jedes Fruehjahr bestellte ich es neu. Ich machte mir richtig einen Plan, wie ich das Stueck aufteilen wuerde, wo die Radieschen und wo die Petersilie hin kommt. Dann machte ich mich ans Werk: erst grub ich den Garten um, was mein Vater regelmaessig mit „In unserem Garten war ein Wildschwein!“ kommentierte. Dann zog ich, wie ich es in Schulgarten gelernt habe, die Reihen. Sie waren zwar schief, aber sie waren wenigstens parallel schief. Endlich saete ich aus: Radieschen, Moehren und Petersilie. Ich war sehr gespannt, was daraus werden wuerde.

Als Erstes keimten die Radieschen. Jeweils zwei Herzblaetter streckten sich der Sonne entgegen. Doch ich war sehr ungeduldig. Weil ich nachschauen wollte, ob sie schon reif  zum Ernten sind, rupfte ich immer wieder einzelne Pflaenzchen raus. Doch an den kleinen Blaettern hing nur eine duenne weisse Wurzel, noch weit entfernt, ein ausgewachsenenes Radieschen zu sein. Das schmaelerte natuerlich meine Ernte. Mit der Zeit lernte ich, dass erst, wenn die Blaetter nicht mehr herzfoermig waren, sondern ihre radieschen-typische Form hatten, das Radieschen erntereif war.

Ich bin bis heute ungeduldig. Manches kann mir nicht schnell genug gehen. Doch muss ich mir immer wieder eingestehen, dass Ungeduld nichts beschleunigt. Im Gegenteil, wenn ich  nicht abwarte, werde ich nicht das Ergebnis erhalten, dass ich erhoffe. Es wird meine Ernte schmaelern. Gott wird ein „schneller“ nicht zulassen, wenn mir dieses „schneller“ nicht gut tut. Dass, was ich brauche, bekomme ich „zu Seiner Zeit“. Er weiss, was gut fuer mich ist und er hat noch immer den Ueberblick.  „Gott sitzt im Regimente und fuehret alles wohl.“ (Paul Gerhardt)

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