Heute mal ein Gleichnis.

Der Hauptgewinn

Einmal ging ein Mädchen auf den Rummel. An einer Losbude blieb sie stehen. Der Losverkäufer pries gerade ein Fahrrad als Hauptgewinn an. Genau so ein Fahrrad wollte das Mädchen schon immer haben. Wenn sie das richtige Los zöge, so versicherte ihr der Losverkäufer, gehöre das Fahrrad ihr. Das Mädchen kratzte ihr Geld zusammen und kaufte einige Lose. Als sie gerade anfing die Lose zu öffnen, kam ein Junge hinzu. Er beobachtete, wie sie ein Los nach dem anderen öffnete. Mit jedem gewann sie einen kleinen Trostpreis: ein Spielzeugauto, eine kleine Puppe und ein Häuschen für die Eisenbahn. Als sie gerade das letzte Los öffnen wollte, schrie der Junge aufgeregt „Halt!“. Er fragte, was sie dafür haben wolle, er würde mit ihr tauschen. Als sie nicht wollte, erklärte er ihr, dass das letzte Los garantiert eine Niete sei, bisher habe sie immer etwas gewonnen, das müsse einfach eine Niete sein. Wenn sie ihm das letzte Los gäbe, bekäme sie wenigstens seine Fahrradhupe dafür. Dann könnte sie so tun, als ob sie ein Fahrrad hätte.

Nachdem das Mädchen eine Weile nachgedacht hatte, erkannte sie, dass der Junge Recht hätte, nach so vielen Trostpreisen kann es nur eine Niete sein. So hätte sie wenigstens eine Fahrradhupe. Sie willigte in den Tausch ein und gab ihm das Los. Grinsend drückte der Junge ihr die Hupe in die Hand. Der Junge öffnete das Los und lachte schallend. Er hatte den Hauptgewinn, das Fahrrad gewonnen. Vor Enttäuschung ließ das Mädchen ihre Trostpreise fallen. Der Junge fuhr einfach mit dem Fahrrad drüber und dann böse lachend davon. Das Mädchen drückte traurig auf die Hupe. Doch es kam kein Ton raus – sie war kaputt.

So geht es Menschen, die sich um das Beste bringen lassen.

 

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