Lebendes Abbild Gottes

Was Tutanchamun mir zu sagen hat

Kennen Sie Tutanchamun? Klar, werden jetzt Viele denken. Das ist doch der, mit dem großen Grabschatz. Was wissen wir noch über ihn? Nicht viel. Sein Vater war, nach neuestem Forschungsstand, der „Ketzerpharao“ Echnaton. Als seine Mutter wurde die weibliche Mumie, die aus dem Grab 35 im Tal der Könige stammt und als „younger lady“ bezeichnet wird, identifiziert. Es scheint in der Ironie der Geschichte zu liegen, dass ausgerechnet einer in der heutigen Zeit bekanntesten Pharaonen, zu seinen Lebzeiten weder innen- noch außenpolitisch bedeutend war.

Bereits Howard Carter, der Entdecker seines Grabes, bemerkte treffend: „Soweit unsere Kenntnisse heute reichen, können wir mit Gewissheit sagen, dass das einzig Bemerkenswerte in seinem Leben darin bestand, dass er starb und begraben wurde.“

Das finde ich traurig. Ich wünsche mir, dass von mir mehr Bemerkenswertes bleibt, als ein schönes Grab.

Doch ist es interessant, sich seinen Namen mal genauer anzusehen. Tutanchamun hieß ursprünglich Tutanchaton. Aton war der Sonnengott, den sein Vater zum einzigen Gott erhoben hat. Doch war es keine Offenbarung, die ihn dazu brachte, sondern die Einsicht, dass die Amun-Priester ihm zu mächtig geworden waren. Amun war bis dahin einer der Hauptgötter im riesigen Pantheon Ägyptens.

Bei der „Entmachtung“ Amuns ging Echnaton soweit, dass er dessen Namen in sämtlichen Inschriften auskratzen ließ. Nichts sollte an ihn erinnern. Der Name selbst spielte im alten Ägypten eine große Rolle. Wurde der Name aus den Unterlagen getilgt, war es, als hätte diese Person nie gelebt.

Der, vom König verordnete Monotheismus rief viele Gegner auf den Plan. Nach Echnatons Tod passierte ihm genau dies: Sein Name wurde aus allen zugänglichen Dokumenten und Wanddekorationen entfernt. Nichts sollte an ihn erinnern.

Deswegen war es „passend“, dass Tutanchaton seinen Namen in Tutanchamun änderte. Schnell bin ich mit dem Urteil „Der wechselte seinen Gott, wie Andere ihre Unterwäsche“ bei der Hand.

Und ich? Bin ich wirklich bereit, zu meinen Glaubensgrundsätzen zu stehen? Wie reagiere ich, wenn ich z. B. gefragt werde, ob ich etwa wirklich an die Schöpfungstheorie und nicht an die Evolution glaube? Was sage ich, wenn in meiner Gegenwart die Bibel als das Märchenbuch der Hebräer bezeichnet wird? Was, wenn jemand zu mir sagt, dass wir doch alle „irgendwie an den gleichen Gott“ glauben? Bin ich wirklich bereit klare Ansagen zu machen, anstatt mich leise aus der Situation zu winden? Dabei steht nicht meine Königsherrschaft, sondern lediglich mein Ansehen auf dem Spiel.

Erwischt! Aber anstatt mir und Gott mein Versagen einzugestehen, rede ich mir noch ein, dass es nicht „passend“ war. Ich wollte eben die Anderen nicht vor dem Kopf stoßen. Dann wäre ich „unten durch“ gewesen und hätte dann meine Freunde verloren. Wer sagt mir denn, dass die Freunde nicht auf genau die klaren Aussagen gewartet haben, die ich ihnen schuldig geblieben bin?

Doch weiter zu Tutanchamuns Namen. In seine Bestandteile zerlegt bedeutet  – tut „Bild, Abbild“,  – anch „Leben“ bzw. in diesem Zusammenhang „lebend“  und der Gott Amun. Zusammen übersetzt bedeutet also Tutanchamun „Lebendes Abbild Amuns“.

Wenn ich mir einen Pharaonennamen ausdenken dürfte, dann wäre ich gern „Tut – Anch – Jesus“ – ein lebendes Abbild Jesu.

Man mag jetzt einwenden, dass Jesus nicht feige war. Er hat sich nicht danach gerichtet, was gerade „passend“ war. Zu seinen Überzeugungen hat er gestanden, selbst, wenn es bedeutete, dass er zum Tode verurteilt wurde.

Ich kann mit meiner menschlichen Kraft es nicht bewirken. Aber wenn ich mich ihm hingebe, ihm vertraue, dann werde ich in sein Bild verwandelt. Dann bin ich ein lebendes Abbild Jesu. Konsequente Nachfolge kann unbequem sein. Es kann bedeuten, dass man Entscheidungen trifft, die Andere nicht nachvollziehen können. Aber wenn ich mir vor Augen halte, dass es um mehr geht, nämlich um die Ewigkeit, als darum, als einen Augenblick lang „passend“ zu sein, dann werde ich zu meinem Herrn und Gott stehen. Am Ende meines Lebens wird es mehr „Bemerkenswertes“ geben, als ein schönes Grab. Mein Name steht unaustilgbar im Buch des Lebens. Gott selbst wird sich an mich erinnern.

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